Immer mehr Menschen wollen Freiberufler werden, die Zahlen steigen seit Jahren kontinuierlich. Doch nicht immer führt der Schritt in diese besondere Form der Selbstständigkeit zum Erfolg. Interessierte sollten ihn gut abwägen und intensiv vorbereiten. Dabei finden sich je nach Berufsart große Unterschiede bei den beachtenswerten Aspekten. Die freiberufliche Tätigkeit stellt ein breites Spektrum dar: Ärzte und Architekten arbeiten genauso freiberuflich wie viele Journalisten, Künstler und Texter.
Finanzielles: Oberste Priorität
Zuerst sollten sich künftige Freiberufler den wichtigsten Fragen stellen. Dazu gehört insbesondere, ob sie anschließend ausreichend Geld verdienen können. Das lässt sich nur mit einer detaillierten Analyse feststellen. Sie begutachten die Marktsituation, schätzen die Ausgaben und Einnahmen, beschäftigen sich mit einer möglicherweise notwendigen Finanzierung. Die konkrete Analyseform hängt von dem jeweiligen freien Beruf ab. Ein Architekt baut sich zum Beispiel meist ein Büro auf, stellt Mitarbeiter ein und bietet seine Leistungen zumindest als Berufsbeginner eher regional an. Er benötigt in der Regel einen Kredit, dafür muss er einen professionellen Businessplan formulieren. Zudem sollte er genau prüfen, welche Konkurrenzsituation vor Ort existiert und ob er genügend Aufträge akquirieren kann. Bei einem deutschlandweit tätigen Tänzer sieht das anders aus. Er hat kaum Investitionsbedarf zu stemmen, er ist nicht lokal gebunden. Er muss vielmehr darauf achten, ob sich ausreichend Arbeitsgelegenheiten finden.
Wer Freiberufler werden möchte, sollte daran denken, dass er sich umfassend selbst sozial absichern muss. Selbstständige sollten so hohe Einnahmen verzeichnen, dass sie unter anderem privat für das Alter vorsorgen und sich eine Krankenversicherung sowie Pflegeversicherung leisten können. Auch verschiedene berufliche Risikoversicherungen empfehlen sich bei unterschiedlichen Tätigkeiten beziehungsweise schreibt der Gesetzgeber gar vor. Es existieren aber gewisse Ausnahmen: So können sich Künstler und Journalisten über die Künstlersozialversicherung gegen Krankheit, gegen Altersarmut und für den Pflegefall absichern. Wie ein Arbeitgeber übernimmt die Künstlersozialkasse die Hälfte der Kosten.
Sollte Finanzierungsbedarf bestehen, lohnt ein Blick auf unterschiedliche staatliche Fördermöglichkeiten. Empfänger von Arbeitslosengeld erhalten von der Arbeitsagentur unter Umständen einen Gründungszuschuss, der den Schritt in eine freiberufliche Tätigkeit deutlich erleichtert. Es handelt sich hierbei um eine Leistung, auf die kein Anspruch besteht. Arbeitslose müssen den Sachbearbeiter mit beruflichen Qualifikationen und einem durchdachten Konzept überzeugen. Auch Förderkredite der öffentlich-rechtlichen KfW-Bank eignen sich für manche freiberuflich Tätige, die eine größere Investition stemmen müssen. Zusätzlich bezahlt die Bank einen Zuschuss zu einem Gründungscoaching, welches die Chancen auf eine erfolgreiche Gründung stark erhöht.
Die Organisation der Arbeit
Enorme Differenzen herrschen zwischen den unterschiedlichen freien Berufen auch bei der Arbeitsorganisation. Berufsgruppen wie Anwälte und Ärzte haben meist einen geregelten Arbeitsalltag durch feste Bürozeiten. Andere arbeiten dagegen im Home-Office und müssen ihre Tätigkeit zeitlich selbst strukturieren. Bevor solche Menschen Freiberufler werden, sollten sie sich unbedingt mit dieser Herausforderung auseinandersetzen. Selbstständiges Arbeiten erfordert ein hohes Maß an Selbstdisziplin, nicht jeder kann diese aufbringen. Bestenfalls halten sich Arbeitende im Home-Office wie andere Berufsgruppen an größtenteils feste Bürozeiten und gönnen sich zudem ausreichend Pausen und Freizeit, sodass sie sich nicht dauerhaft überanstrengen.
Eine große Bedeutung kommt auch den Themen Buchführung und Marketing zu. Eine Buchführung müssen alle Freiberufler organisieren und sollten sie regelmäßig und übersichtlich erledigen. Eine entsprechende Software leistet wertvolle Hilfe. Alternativ können Berufstätige diesen Aufwand auch auslagern, zum Beispiel an Online-Steuerberater. Das kostet zwar Geld, dafür können sie sich stärker auf ihre eigentliche Arbeit konzentrieren und höhere Umsätze erzielen. Viele Freiberufler sollten sich zudem vor der Existenzgründung überlegen, wie sie ihre Dienstleistungen vermarkten wollen. Je nach Tätigkeitsfeld kommen Maßnahmen wie eine Homepage, Annoncen in geeigneten Medien und Flyer infrage. Der einzige Arzt in einer Gemeinde kann dieses Thema selbstverständlich eher ignorieren.