Branchenexperten schätzen die Zahl der in der Eurozone installierten Kartenterminals auf rund 17 Millionen. Aber die Zahl der Händler liegt etwa dreimal so hoch. Sicher, ein Online-Shop ohne Ladenlokal braucht kein Kartenterminal. Aber was machen beispielsweise ein Wochenmarkt-Händler oder der mobile Friseur? Müssen kleine, gegebenenfalls mobile Unternehmer auf die immer stärker wachsende Kundengruppe verzichten, die bargeldlos bezahlen will? Nein – die Lösung heißt Software Point of Sale oder kurz SoftPOS.
Hardware ist schon vorhanden
Wie der Name schon vermuten lässt, handelt es sich bei SoftPOS um eine reine Software-Lösung. Die kostenintensive Anschaffung eines Kartenterminals ist gar nicht nötig, denn die nötige Hardware hat der Kleinunternehmer oder Freiberufler längst: sein Handy. Ein aktuelles Smartphone wird mit einer entsprechenden App ausgestattet, und künftig kann der Unternehmer eine Kartenzahlung mit dem Handy annehmen. Einzige Voraussetzung, um mit Ihrem Mobilgerät Transaktionen sicher und bequem abwickeln zu können: Das Smartphone muss NFC (Near Field Communication, ein Kurzstreckenfunk für die Nahfeldkommunikation) beherrschen. Aber das ist heute absoluter Standard. NFC wird zum Beispiel für die offizielle Ausweis-App des Bundes verwendet oder um das Smartphone als digitalen Fahrzeugschlüssel einzusetzen. Und auch ein Kunde, der mit Smartphone oder Smartwatch bezahlt, nutzt NFC. NFC funktioniert kontaktlos über Entfernungen von wenigen Zentimetern – mehr darf es aus Sicherheitsgründen nicht sein, damit niemand unbemerkt im Vorbeigehen Transaktionen auslösen kann.
Funktioniert auch mit Karten
SoftPOS ist nicht auf die Kommunikation zwischen Smartphones, Smartwatches und anderen NFC-fähigen Wearables beschränkt. Der Einsatz des Smartphones als Kartenlesegerät per Handy App ist ebenso möglich. Ohne spezielle Hardware kann das Gerät, das die Zahlung empfängt, zwar weder einen herkömmlichen Kartenchip noch Magnetstreifen auslesen. Fast alle Bank-, Debit- oder Kreditkarten sind aber heute für das kontaktlose Auslesen geeignet – erkennbar an dem Funkwellen-Logo auf der Karte. Denn auch die modernen Karten sind ihrerseits mit einem NFC-Chip ausgestattet.
Registrierung erforderlich
Damit sich Ihr NFC-taugliches Smartphone oder Tablet ohne Kabel, Dongle oder andere Hardware in ein vollwertiges Lesegerät für Karten und Smartgeräte Ihrer Kunden verwandelt, müssen Sie sich nicht nur die App herunterladen, sondern bei dem App-Anbieter auch ein Händlerkonto anlegen und sich als Unternehmer bzw. Geschäftstreibender verifizieren. Denn wenn Ihr Gerät die Zahlung empfangen hat, muss sie ja auch weiterverarbeitet werden. Der Vertrag zum Account enthält z. B. Regelungen über anfallende Gebühren und bestimmt, wie schnell Ihnen das Geld zur Verfügung steht. Idealerweise werden Zahlungen in Echtzeit verarbeitet und einem hinterlegten Konto gutgeschrieben. Sie sparen also gleich mehrfach – bei der Hardware, bei einer eventuell erforderlichen Zwischenfinanzierung, falls Einnahmen ohne die Softwarelösung erst verzögert gutgeschrieben würden, und im Vergleich zu Bargeld gibt es kein Risiko eines Geldtransports, das gegebenenfalls versichert werden müsste.
Betrachten wir abschließend neben den Kosten noch die Einnahmenseite: Eine innovative, flexible Zahlungsmöglichkeit als zusätzliches Angebot wird ältere Kundschaft nicht abschrecken, die junge Generation begeistern und für die Kunden von morgen eine Selbstverständlichkeit sein. Ihr Unternehmen geht mit der Zeit und bleibt zukunftsfähig.
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