Selbstständig machen – aber wie? Diese Frage ist prinzipiell ganz einfach zu beantworten: Soll die Tätigkeit freiberuflich sein, genügt die Information ans Finanzamt, handelt es sich um eine gewerbliche Tätigkeit, muss beim Gewerbeamt ein Gewerbeschein sowie beim Finanzamt eine Steuernummer beantragt werden.
Leider ist es damit aber noch lange nicht getan und im Vorfeld sollte man, egal ob man sich direkt von der Uni als Student beispielsweise mit einem Gründerstipendium oder aus der Arbeitslosigkeit mit EU Fördermitteln beziehungsweise anderen Förderungen oder ganz mit eigenen Mitteln selbstständig machen möchte – immer sollte man einen fundierten Businessplan erarbeiten. Diese Planungsphase ist bei der Frage nach der Selbständigkeit eine der wichtigsten und nicht zu unterschätzen.
Formale Voraussetzungen
Je nach Branche ist eine weitere Voraussetzung die richtige Qualifikation. Um z.B. als Handwerker selbstständig einen Betrieb zu führen, ist in der Regel der Meisterbrief erforderlich. Für andere Berufe wiederum ist ein erfolgreich abgeschlossenes Studium notwendig. Manchmal gibt es auch keine Voraussetzungen, die den Zugang zu einem bestimmten Beruf regeln. Nageldesigner oder Kneipier sind Beispiele dafür. Auskünfte zu den notwendigen Zugangsvoraussetzungen erteilen die Handwerkskammern, das Arbeitsamt oder auch in bestimmten Fällen die Stadt.
Ist der Businessplan, und hier als allerwichtigster Teil der Part, der die Finanzen betrifft, erarbeitet, ist es ratsam, diesen mit einem Berater für Existenzgründungen, beispielsweise vom Arbeitsamt, zu besprechen. Hier werden Lücken in der Finanzierung oder besondere Risiken aufgezeigt und nach Lösungen zur Vermeidung derselben gesucht. Auch Fragen der Kundenakquise und andere Fragestellungen eines Start-ups können hier angesprochen werden. Was nützt die beste Geschäftsidee ohne praktikable Umsetzung und ohne, dass die potenziellen Kunden davon wissen? Macht man sich selbstständig, können, wenn man keine Beratung in Anspruch nimmt, leicht Problemstellen übersehen werden, an die man selbst einfach nicht gedacht hat.
Die Buchhaltung – das Herz jeder Firma
Stellt man sich die Frage, selbstständig machen, aber wie, denkt man nicht zuerst an die Verwaltung, die leider häufig zu einer echten Problemstelle wird. Vielen Existenzgründern fehlt Erfahrung in der Buchführung. Hier und im Forderungsmanagement werden mitunter die gravierendsten und folgenschwersten Fehler gemacht. Wer sich nicht vorher schon mit Buchhaltung auseinandergesetzt hat, sollte vor der Gründung unbedingt ein Seminar zu diesem Thema besuchen. Buchhaltung ist einfach, wenn man weiß, wie sie funktioniert. Diese Seite der Selbstständigkeit ist mindestens genauso wichtig wie die operative Seite. Was nützen volle Auftragsbücher, wenn die Rechnungen nicht geschrieben werden oder der Zahlungseingang nicht konsequent überwacht wird? Das ist der Punkt, an dem viele Selbstständige scheitern, da sie sich zu Beginn noch keinen Steuerberater leisten können.
Schaut man sich auf dem EDV-Markt um, stellt man fest, dass gerade für kleine und mittlere Betrieben Rechnungssoftware teilweise gratis in der Testversion zu erhalten ist. Die anschließenden Lizenzgebühren sollte man sich genau ansehen. Es gibt gute, günstige Programme, sogar mit Schnittstellen zu Finanzbuchhaltungsprogrammen, mit denen die Umsatzsteuervoranmeldung leicht beispielsweise über das Elsterportal ausgeführt werden kann. Ob eine monatliche oder quartalsweise Anmeldung notwendig ist, hängt vom zu erwartenden Umsatz ab, der sich wiederum aus dem Businessplan ergibt.
Weitere finanzielle Aspekte
Wichtig ist auch, zu klären, wieviele Rücklagen für Steuerzahlungen gebildet werden müssen. Da nicht wie im Angestelltenverhältnis die Einkommenssteuer vom Gehalt abgezogen und sofort an das Finanzamt abgeführt wird, muss der Selbstständige hier selbst den Steueranteil beiseite legen, um auflaufende Steuerschulden begleichen zu können. Auch an die verpflichtende Krankenversicherung sowie an die optionale Renten- und Arbeitslosenversicherung muss gedacht werden.
Konkretes Vorgehen in der Planungsphase
Wer sich selbstständig machen will, aber das ‚Wie‘ für sich noch nicht beantworten konnte, tut gut daran, anhand einer Todo-Liste die oben aufgeführten Punkte abzuarbeiten. Im Anschluss an die Gründung sollte dann gegebenenfalls noch eine Berufshaftplichtversicherung abgeschlossen werden, da eventuelle Fehler dem schönen Traum von der Selbstständigkeit ganz schnell ein Ende bereiten könnten.